Medellín, die Verdammte

Von der gefährlichen Drogenstadt zur modernen Touristen-Metropole: Das ist die Geschichte, die Medellín gerne von sich erzählt. Und ja, als wir unsere Unterkunft in Poblado beziehen, finden wir in direkter Umgebung hippe Cafés, gute Restaurants und Flaniermeilen mit teuren Cocktailbars. Auch bei der Fahrt in die Innenstadt begrüßt uns die wahrscheinlich modernste Metro, die wir bisher auf dieser Reise gesehen haben.

Aber es herrscht in alldem auch eine unglaubliche Unruhe, der Verkehr ist hektisch und sehr fußgängerunfreundlich, die Luft wegen vieler Abgase schlecht. Wir werden häufiger als je zuvor angesprochen / -gebettelt und offensichtliche Armut und Obdachlosigkeit sind hier deutlich präsenter als an allen Orten, an denen wir zuvor in Lateinamerika waren.

Wir erkundeten natürlich trotzdem die Sehenswürdigkeiten, den botanischen Garten und Kunstgalerien. Aber irgendwie wurden wir das Gefühl nie ganz los, dass diese Stadt noch immer mit den Problemen ihrer Vergangenheit zu kämpfen hat.

Comuna 13 war jahrzehntelang eine absolute No-go-Area, eines der gefährlichsten Viertel der Welt. Tausende Menschen wurden dort jährlich erschossen. Drogenkartelle (Pablo Escobar als Oberhaupt des Medellin-Kartells) haben die geografische Lage zu ihren Zwecken ausgenutzt: Zum einen wurde das in den Bergen gelegene Armenviertel von der Polizei (und generell von der gesamten Regierung) vernachlässigt, zum anderen war die Straße hinter dem Berg die einzige, die zur Küste führte und somit den Drogenhandel unterstützte.

Erst ab 2012 änderten sich die Dinge. Fragt man die Menschen, die hier leben, wie dies gelang, antworten sie: Durch Bildung, Hip Hop und Tourismus.

Heute ist die Comuna 13 eines der beliebtesten Touristenziele ganz Südamerikas. Aber man darf sich nicht täuschen lassen: Die Drogenkartelle sind nicht verschwunden, haben nur Waffenruhe vereinbart, und die Menschen hier leben überwiegend in prekären Verhältnissen.

Etwa 2 Stunden von Medellin entfernt liegt der Ort Guatapé, der wegen eines (wortwörtlich) herausragenden Merkmals täglich von unzähligen Touristen aufgesucht wird: El Penol, ein 200 Meter hoher Granitberg. Wir haben uns ihm auf einer Wanderung angenähert, von weitem sieht er noch recht klein aus, aber kommt man näher, erhebt er sich beeindruckend über die mystische Stauseen-Landschaft.

Will man den Ausblick von ganz oben genießen, muss man erst 700 Stufen erklimmen. Aber das lohnt sich!

Auch der Ort Guatape ist sehenswert, denn die Bewohner haben hier alle Häuser bunt gestrichen.

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